Bei diesem Brand in der Standseilbahn in Kaprun (Österreich) fanden am 11.November 2000 155 Menschen den Tod. Das war das erste große Unglück dieser Art in der Geschichte der Seilbahnen.
Hier finden Sie nun eine kurze Auswahl von Berichten aus den Medien über die Brandkatastrophe.
"Das Unglück ist paradox und für uns nicht erklärbar", sagt Hans Wallner, Direktor des Tourismusverbands Kaprun über das Unglück. "Über 20 Jahre ist die Kitzsteinhorn-Bahn unfallfrei gefahren. Österreich hat europaweit die strengsten Seilbahngesetze."
Auslöser für die Katastrophe in dem 3300 Meter langen Tunnel war ein Schwelbrand im unteren Führerhaus der Standseilbahn. Die Brandursache ist noch nicht geklärt.
Experten stehen vor einem Rätsel. "Möglicherweise hat ein Kurzschluss in der Batterie einen Kabelbrand verursacht oder ein Fahrgast hat gezündelt", sagte Seilbahn-Experte Klaus Eisenkolb, der an der Planung der Bahn beteiligt war. Die Verkleidungen der Bahnen bestünden aus brandhemmenden Materialien. Die Fahrgäste stellen das einzige Brandvolumen dar.
Die Flammen breiteten sich in Sekundenschnelle auf die gesamte Garnitur aus. Die Stromversorgung wurde unterbrochen, ein Zugseil brannte durch. Es kam zur automatischen Abschaltung des Betriebs. Per Funk bekam der Fahrer der Garnitur noch den Befehl "Türen öffnen und bergen!". Doch im selben Moment brach die Funkverbindung ab, die Türen blieben geschlossen. Bis auf das Metalluntergestell brannte alles ab.
Auch Manfred Müller, technischer Leiter der Gletscherbahnen hat keine Erklärung parat: "Ich kann derzeit nur sagen: Die Seilbahn unterlag den allerneuersten Sicherheitsstandards. Wir haben einen solchen Brand nicht erwartet. In der Nähe war ein Hochspannungskabel. Vielleicht ist auch dort die Ursache zu suchen."
1994 wurde die Bahn generalsaniert. Die letzte TÜV-Überprüfung war am 12. Juni 1997, die letzte große Hauptuntersuchung der Bahn fand noch im August und September 2000 statt.
Ein Team des Infrastrukturministeriums ist in Kaprun vor Ort und wird nachprüfen, ob alle vorgeschriebenen Wartungsarbeiten an der Kitzsteinhorn-Bahn auch durchgeführt wurden.
"Es ist einer der schwärzesten Tage in der Geschichte Salzburgs", erklärte Salzburgs Landeshauptmann Franz Schausberger in einem TV-Interview. Angesichts der schwersten Unfall-Katastrophe, die Österreich je erlebt hat, ordnete er für ganz Salzburg Trauer an. Der Politiker zeigte sich tief betroffen und sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus.
Tief betroffen auch Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Bundespräsident Thomas Klestil. Das Staatsoberhaupt drückte den Familien der Opfer seine tief empfundene Anteilnahme aus.
Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer betonte, man werde alles an eine lückenlose Aufklärung der Katastrophe setzen und dafür sorgen, dass den Angehörigen maximale Hilfe zuteil wird.
Tourismus-Staatssekretärin Mares Rossmann sagte: "Auch wenn das Verkehrsmittel Seilbahn statistisch gesehen als das sicherste gilt, sieht man, dass es auch dort zu Unfällen kommen kann." Auf mögliche wirtschaftliche Auswirkungen auf die bedeutende Tourismusregion wollte Rossmann angesichts der vielen Todesopfer nicht eingehen. Sie glaube aber, dass "die Urlauber Österreich die Treue halten".
Auch Wiens Bürgermeister Michael Häupl war tief betroffen. Er ließ am Samstag Trauerflaggen am Rathaus aufziehen.
Der ORF reagierte auf den traurigen Anlass und nahm Unterhaltungsendungen ("Der Verschwender") aus dem Programm.
Die offizielle Homepage der Gemeinde Kaprun (www.kaprun.at) bzw. der Gletscherbahn wurde noch am frühen Nachmittag aktualisiert. "Wir trauern mit den Angehörigen und Freunden der bei dem Unglück ums Leben gekommenen Gäste und Mitarbeiter des Kitzsteinhorns", heißt es dort.
Gerhard Hanetseder ist ein Überlebender des Unglücks in Kaprun. Im Ö3-Morgenjournal schilderte er, wie er mit seiner kleinen Tochter dem Inferno entkam:
«Es war so: Ich bin in diesen Zug gestiegen, die Türen wurden ganz normal geschlossen. Dann hat es noch ein paar Sekunden gedauert, dann hat ein Fahrgast, der ganz im Eck gestanden ist, gesagt: Da raucht es irgendwie. Das haben wir aber in Wirklichkeit nicht so ganz ernst genommen. Dann sind wir in den Tunnel hineingefahren, dann hab ich gesagt: Da brennt ein kleines Feuer. Und dann hat dieser Fahrgast versucht, übers Handy Bescheid zu geben, dass da was ist.
Also, er wollte raustelefonieren, das ist natürlich im Tunnel nicht gegangen und das war dann so, dass wir in dem Stollen automatisch stehen geblieben sind, dann sind die Dämpfe und der Rauch gekommen, dann hat sich die Panik ausgebreitet. Wir haben dann krampfhaft versucht, die Türen aufzumachen, das ist nicht gegangen. Und dann haben wir also versucht, diese Tür aufzumachen, die Panik ist immer größer geworden, denn inzwischen hat die ganze Kabine gebrannt unter uns. Und dann war's so, dass man eigentlich ein bisschen mutlos geworden ist, weil man nicht raus konnte.
Ich war da mit meiner Tochter eingesperrt und durch Zufall haben ein paar Gäste mit einem Skischuh oder einem Ski oder mit irgendeinem Gegenstand das Fenster seitlich eingeschlagen. Ich hab dann, scheinbar in letzter Minute, versucht, meine Tochter noch zu nehmen. Sie ist nicht ganz durchgekommen, ich hab ihr dann ein Schubser gegeben, dann ist sie runtergefallen in den Schacht. Dann bin halt ich auch noch nachgekommen. Wie ich da rausgekommen bin, weiß ich nicht mehr, weil das Loch in Wirklichkeit nicht so groß war, aber ich bin halt dann auch rausgekommen und dann direkt runtergefallen. Wir waren dann unten im Schacht drinnen, das Feuer hat sich über uns ausgebreitet, und wir sind dann da runtergelaufen im Schacht so schnell wie möglich, also immer runter, dass wir zum Stollenende gekommen sind.
Es sind uns ein Rettungsmann und ein Polizist entgegen gekommen, da waren wir aber schon ziemlich unten, die haben das in Wirklichkeit in dieser Größe überhaupt nicht gecheckt, denn erst hat man geglaubt, da ist nur ein Stromausfall und es ist ja niemandem etwas passiert.»
In dem Schacht sei es «stockdunkel» gewesen, fügte Hanetseder hinzu. Anweisungen oder Ratschläge des Zugführers an die Passagiere habe es keine gegeben. Als Brandursache vermutet Hanetseder einen Schwel- oder Kabelbrand. Dies sei aber nur eine Vermutung. «Man glaubt gar nicht, dass man da drinnen war», sagte er. « Man kommt sich vor, als wenn das in einem Film spielen würde, das ganze.» Ihm und seiner Tochter gehe es «relativ gut».
Vilseck (dpa) - Die Überlebenden der Kapruner Brandkatastrophe aus der Oberpfalz haben am Dienstag die Geschehnisse in der Unglücksbahn aus ihrer Sicht geschildert. dpa hat die Erklärung des Vilsecker Ski-Clubs Unterweißenbach dokumentiert:
«Die Gruppe des Skiclubs Unterweißenbach bestand aus 49 Teilnehmern, als sie am Freitag, 10.11. 2000, um 16.00 Uhr zur Saisoneröffnungsfahrt nach Schüttdorf bei Zell am See aufbrach. Die Gruppe, die von Übungsleitern des Vereins für Schulungszwecke begleitet wurde, war in einem Hotel in Schüttdorf untergebracht. Dort verbrachte die Gruppe gemeinsam den Abend.
Am Samstag gegen 8.00 Uhr brach die Gruppe mit dem Bus auf zur Talstation der Kitzsteinhornbahn. Dort wurden die Liftpässe gekauft und an die Mitglieder verteilt. Von der 49-köpfigen Gruppe stiegen 30 in die Bahn ein, und zwar vorwiegend im talwärtigen Bereich des Zuges. Ein Teil der Gruppe entschloss sich, die Gondel zu benutzen.
Nach schätzungsweise drei Minuten blieb der Zug plötzlich während der Fahrt im Tunnel stehen. Wie Mitglieder des Skiclubs schilderten, dachte man, dass man bereits bei der Ausweichstelle sei. Die Insassen im hinteren Teil des Zuges bemerkten dann einen stechenden Geruch, in Fahrtrichtung gesehen ganz am Ende des Abteils hinten rechts, direkt an der Wand zum rückwärtigen Führerstand. Nach Augenzeugenangaben drang der Rauch aus dem Fußboden. Der Rauch wird von den Insassen als aggressiv und stechend empfunden. An der selben Stelle brach dann auch Feuer aus.
Die Beleuchtung im Fahrzeug war eingeschaltet. Die Schiebetüren ließen sich von innen nicht öffnen. Auf Grund der großen Atemnot und des bereits sich ausbreitenden Feuers im Wageninneren war es notwendig, dass vier Mitglieder des Skiclubs die Scheiben zweier Türen auf der linken Seite des Zuges, bergaufwärts gesehen, mit Skistöcken und den bloßen Händen einschlugen. Zeugen entdeckten fast gleichzeitig am Ende des Zuges auch Feuer außerhalb des Waggons. Im Abteil herrschte keine Panik.
Durch die beiden Öffnungen gelang zwölf Personen, davon zehn Skiclubmitgliedern, der Ausstieg durch die zwei eingeschlagenen Türfenster. Noch während des Ausstiegs breitete sich das Feuer im Abteil in Sekundenbruchteilen bergaufwärts aus. Die zwölf Personen liefen zunächst auf dem Gleiskörper und dann auf den neben dem Bahnkörper verlaufenden Treppen talwärts. Im Feuerschein waren am Anfang die Treppen noch schemenhaft zu erkennen.
Die Personen waren etwa 200 Meter vom brennenden Zug entfernt, als kurz nacheinander zwei heftige Explosionen zu hören waren. Die Gruppe konnte sich lediglich an einem Halteseil an der Tunnelwand sichern. Die Flüchtenden bemerkten, dass eines der beiden Stahlseile der Bergbahn riss und Funken sprühend talwärts an ihnen vorbeischoss. Der restliche Weg bis zum Tunnelausgang musste in nahezu völliger Dunkelheit zurückgelegt werden. Jeder der Gruppe hatte panische Angst, dass der brennende Zug sich lösen und zu Tal in ihren Fluchtweg stürzen würde.
Während der Großteil der Gruppe am Tunnelausgang deshalb sofort Schutz unter einer Gleisunterführung suchte, liefen drei Personen direkt ins Tal. Zusammen mit Rettungskräften stieg dann die restliche Gruppe nach etwa 20 Minuten ins Tal ab. Ein verletztes Mitglied der Skifahrergruppe wurde per Luftrettung von einem Hubschrauber geborgen.
Im Tal wartete ein Notarztteam zur Erstversorgung in Lazarettzelten auf die Gruppe. Im Anschluss daran wurde sie mit Sanitätsfahrzeugen in das Krankenhaus nach Zell am See gebracht, wo die Überlebenden nach übereinstimmender Aussage eine sehr gute ärztliche Versorgung erfuhren. Sie konnten bis auf eine Ausnahme am Sonntag die Heimreise antreten. Der Skiclub hat insgesamt 20 Vermisste zu beklagen.»